VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

92950.pngFür den einstigen 1860-Kultstürmer Olaf Bodden ist es derzeit relativ schwer über die Löwen zu sprechen. Die Perspektivlosigkeit macht ihn äußerst traurig. Ungeniert sagt der in München-Trudering lebende Bodden gegenüber db24: “Ich kann vom alten 1860 nicht mehr viel erkennen. Das ist nicht mehr der Verein, der in Deutschland einen sehr guten Ruf gehabt hat. Das einzige, was geblieben ist, ist die Liebe der Fans zu ihren Löwen. Ich würde mir wünschen, dass irgendwer kommt, der das Ganze professionell in die Hand nimmt. Seit Jahren ist keiner in der Lage, unseren Verein zu stabilisieren beziehungsweise ihm einen positiven Stempel aufzudrücken.”

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Im aktuellen Präsidenten Robert Reisinger sieht Bodden alles andere als einen Förderer des Profifußballs: “Unter ihm gibt es nicht mal den geringsten Fortschritt - nichtmal ansatzweise. Er hat 1860 nicht weiterentwickelt und auch selbst keine Visionen. Wie man mit dieser Bilanz zufrieden sein kann, muss er mit sich selbst ausmachen.”

Dass die Fans dem Verein trotz der Tristesse die Stange halten, findet Bodden sehr positiv: “Es ist jedes Spiel im Grünwalder Stadion ausverkauft. Das ist bei 15.000 Plätzen in einer Stadt wie München zwar nicht allzu schwierig, aber angesichts der sportlichen Darbietungen trotzdem eine Leistung. Bei anderen Vereinen wäre das Stadion womöglich längst halbleer. Es gibt halt den Teil im Verein, der glücklich im Grünwalder ist, aber dadurch jegliche Perspektive von 1860 ausblendet. Das schmerzt mich schon.”

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Der Umgang mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik stößt Bodden auch heute noch sauer auf: “Wenn Ismaik nicht in all den Jahren nicht immer etwas zugeschossen hätte, wäre 1860 nicht mal in der Dritten Liga wettbewerbsfähig. Das ist hart, ist aber so. Dass die Hardliner ihn nicht respektieren, finde ich unangebracht. Man kann nicht einerseits sagen, wir wollen Ismaiks Geld nicht, aber anderseits sind die Funktionäre nicht in der Lage, selbst Sponsoren zu generieren, dass das Geld für einen aufstiegsreifen Kader ausreicht.”

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Dass die Löwen sich noch immer im Abstiegskampf befinden, auch drei Spieltage vor Schluss, kann db24-Tippexperte Bodden (“Ich tippe 2:1 gegen Dortmund 2, aber das ist mehr Hoffnung als Glaube”) nur sehr schwer nachvollziehen: “Dieser Kader ist nicht so schlecht, wie es der Tabellenplatz aussagt. Da kann mal viel mehr rausholen. Dass die Mannschaft Fußball spielen kann, hat sie oft genug in dieser Saison gezeigt”, bemerkt der frühere Bundesliga-Profi: “Ich hätte nach diesem Saisonstart mit zwei Siegen es nicht für möglich gehalten, dass wir mal in Abstiegsgefahr kommen.” Das größte Problem sei laut Bodden in Inkonstanz. “Viermal gewinnt die Mannschaft, anschließend verliert sie viermal - das verstehe, wer will”, erklärt der einstige Top-Stürmer: “Die Saison ist eine einzige Achterbahnfahrt.”

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Dass die Löwen bis 2029 wieder die Nummer zwei werden wollen, findet Bodden etwas überambitioniert: “Ich mag ja Menschen, die Ziele haben: Der Zwarts hat ja auch gesagt, dass er in die Premier League will. Er muss das aber mit Toren unterlegen. Einfach nur reden, das reicht nicht. Und 1860 ist ein schlafender Riese. Wenn 1860 heute noch Bundesliga spielen würde, wäre jedes Spiel in der Allianz Arena ausverkauft. Aber es gibt keinen, der das Potential weckt - und offenbar ist keiner in Sicht, der einfach macht….”

Mit dem deutschen Fußball kann Bodden mittlerweile eher weniger anfangen. “Ja, in der Champions League gibt es schon noch richtig gute Spiele, aber die Bundesliga ist meist sehr überschaubar vom Niveau”, findet der 55-Jährige: “Ich bin da bei Miro Klose. Das ist nicht mehr mein Fußball, auch die Berichterstattung nervt - und dann das taktische Gekicke. Das ist echt anstrengend, das anzuschauen. Der Fußball hat sich dramatisch verändert.” Er nennt dafür ein Beispiel, das für ihn aussagekräftig ist: “Nicolas Füllkrug macht 10 bis 12 Tore pro Saison und bekommt zehn Millionen Euro pro Jahr. Wir hatten in den 90er Jahren 15 bessere Stürmer in Deutschland als Füllkrug. Das ist schon alles verrückt.”

Am vergangenen Wochenende sammelte Ex-Löwe Patrick Milchraum sieben Punkte für die db24-Allstars - Platz 399. In Führung liegt weiterhin Sam, db24-Gründer Oliver Griss hat sich auf Rang 74 vorgearbeitet.